Das Herz Thailands:

Der Isaan

Eine Serie von Dr. Volker Wangemann

Teil 1 aus FARANG 01-2010

Im FARANG wurde schon öfters über den Isaan berichtet (Nr. 3/1997 von Jens-Peter Richnow, 06 und 07/2002 von Wolfgang Payer, 01, 02 und 06/2003 erneut von Jens-Peter Richnow und schliesslich in 09/2006 von Helmut Kremser). Hierbei handelte es sich zumeist um Reiseberichte, die touristische und kulturelle Belange betrachteten. Wir wollen heute einmal den Isaan in seiner Gesamtheit genauer untersuchen und dabei den Schwerpunkt auf Themen wie Geschichte, Geographie, Wirtschaft, Erziehung, Kultur, Religion legen. Themen, die bei den bisherigen Berichten naturgemäß zu kurz gekommen sind, da Reiseberichte natürlich immer die subjektiven Eindrücke und Erfahrungen des Autors wiedergeben.

Viele unserer Leser sind jedoch mit thailändischen Frauen verheiratet oder haben eine thailändische Lebensgefährtin. Sehr viele dieser Frauen haben ihre Heimat im Isaan. Deshalb wollen wir uns heute einmal um eine genauere Darstellung der Heimat vieler Frauen bemühen, auch um das Verständnis der Ehemänner/Freunde zu fördern.

Der Nordosten Thailands.

Die Überschrift: Der Isaan - Das Herz Thailands mag vielleicht provokativ wirken, aber am Ende meiner Ausführungen wird die Mehrheit der Leser sicherlich verstehen warum ich den Isaan als das Herz Thailands bezeichne. Wenden wir uns nun den einzelnen Themen zu, die wir im Anschluss betrachten wollen. Beginnen wir mit der Geschichte:

Allgemeine Übersicht

Der Isaan, auch als Isan, Isarn, Issan oder Esarn bekannt, ist die nordöstliche Region von Thailand. Es handelt sich dabei im wesentlichen um das sogenannte Khorat Plateau, dessen durchschnittliche Höhe bei 200 Meter über dem Meeresspiegel liegt und dessen Fläche ungefähr 155.000 km² beträgt. Der Name Khorat ist die Kurzform der wichtigsten Stadt Nakhon Ratchasima. Das Plateau ist nach Südosten geneigt und wird von den Flüssen Mun und Chi entwässert, die Nebenflüsse des Mekong sind. Von Zentral-Thailand grenzt sich das Plateau durch die Phetchabun-Berge ab, nach Kambodscha sind es die Dongrek-Berge, die das Plateau natürlich abgrenzen. Im Norden bildet der mächtige Mekong die Grenze zu Laos.

Im beginnenden 20. Jahrhundert erhielt das Gebiet den heute gebräuchlichen Namen Isaan. Dieser Name stammt aus dem Sanskrit und bedeutet "Nordosten", was ja geographisch vollkommen richtig ist. In der Region gibt es sehr viele Laotisch sprechende Menschen, die sich allerdings von den eigentlichen Laoten im benachbarten Laos unterscheiden. Sie bezeichnen sich selbst auch als "Khon Isaan", auch um sich von den Thai aus Zentral-Thailand abzugrenzen. Im Süden des Isaan leben sehr viele Khmer sprechende Leute, die zu den Khmer oder den Kuy (Suai) gehören. Auch diese grenzen sich deutlich sowohl von den Thai als auch von den Lao ab.

Der Ackerbau ist der wichtigste Erwerbszweig der Bevölkerung im Isaan, aber bedingt durch schlechte Böden, ungünstige sozio-ökonomische Bedingungen und ein sehr heißes und trockenes Klima ist der Isaan die bei weitem ärmste Region Thailands. Man spricht nicht umsonst vom "Armenhaus Thailands".

Die Hauptsprache im Isaan ist Isaan, das von einigen als ein laotischer Dialekt angesehen wird, aber in thailändischen Schriftzeichen geschrieben wird. Isaan gehört zu den sogenannten Chiang Seng- und Lao-Phutai Sprachen, die Mitglieder der Tai-Sprachen der größeren Sprachfamilie der Kradai-Sprachen sind. Thai wird natürlich ebenfalls von vielen Menschen gesprochen und von nahezu allen Menschen verstanden. In den Provinzen Buriram, Sisaket und Surin wird auch sehr viel Khmer gesprochen. Diese Gebiete liegen im Südteil des Plateaus in der Nähe der kambodschanischen Grenze.

Der Isaan unterscheidet sich heute in vielerlei Aspekten vom restlichen Thailand. Hier seien genannt: die eigene Form der Volksmusik, genannt Mor Lam oder Mo Lam, das Muay Thai Boxen, das es zwar auch im restlichen Thailand gibt, jedoch seinen Ursprung höchstwahrscheinlich im Isaan hatte. Weitere Charakteristika sind die Hahnenkämpfe, die traditionellen Umzüge sowie das Essen mit dem obligatorischen Klebereis (Khao Niau) und den scharfen Chilies, die in einem der bekanntesten Gerichte Thailands, dem bekannten Som Tam ihren kulinarischen Niederschlag gefunden haben. Weitere bekannte Isaan-Gerichte sind Larb, Nam Tok, Yam, Tom Saep, Gai Yang, Suea Rong Hai, Nam Prik Num, um nur einige zu nennen. Die Isaan-Küche unterscheidet sich deutlich von der restlichen Küche Thailands, nicht nur durch ihre selbst für Thai außergewöhnliche Schärfe, die Europäern in der Regel Schweissausbrüche verursacht.

Zur Geschichte

Der Isaan war schon seit der Bronzezeit (3300-1200 vor Christus) besiedelt. Dies beweisen Artefakte und Felszeichnungen. Hier sind besonders die Funde von Ban Chiang (Distrikt Nong Han, Provinz Udon Thani) zu nennen, wo man Eisen- und Bronzewerkzeuge gefunden hat, die auch einen frühen Reisanbau belegen. Die Region kam später unter den Einfluss der Dvaravati-Kultur (6.-11. Jahrhundert) aus Zentral-Thailand und dann in den Einflussbereich des Khmer-Königreiches (802-1431). Insbesondere die Khmer schufen im Isaan prächtige Tempelanlagen (Prasats), deren schönste Vertreter man in Phimai und Phanom Rung findet. Nach dem stetigen Niedergang des Khmer-Königreiches, der im 13. Jahrhundert begann, wurde der Isaan von dem laotischen Königreich Lao Lan Xang (1354-1709) beherrscht.

Am Ende dieses Königreiches begann eine verstärkte Einwanderung von Thai und Lao. Siam siedelte insbesondere im 18. und 19. Jahrhundert ganz gezielt Menschen aus Laos in den Isaan um. Durch die Friedensverträge der Jahre 1893 und 1904 zwischen Siam und Frankreich wurde der Isaan zum Grenzgebiet zu Französisch Indochina.

Im 20. Jahrhundert begann Siam bzw. Thailand ganz gezielt den Prozess der sogenannten Thaification, eine durchdachte Massnahme, um diesen Teil des Landes besser an den Rest des Landes, insbesondere die Hauptstadt Bangkok zu binden. Man wollte den laotischen Ursprung eines Großteils der Bevölkerung bewusst vergessen machen. Dazu diente zuerst die Einführung des Namens Isaan in den allgemeinen thailändischen Sprachgebrauch. Der Name stammt, wie bereits erwähnt, aus dem Sanskrit. Der Ursprungsname Isana bezeichnet eine Inkarnation Shivas, was Gott des Nordostens bedeutet. Der Name soll also die Bedeutung des Gebietes als Nordosten Thailands betonen und vermeiden, daß dieses Gebiet als ein Ursprungsteil von Laos angesehen wird.

Vor der Einführung des thailändischen Alphabetes wurde von der Bevölkerung das laotische Alphabet benutzt, das dem thailändischen zwar sehr ähnlich ist, aber dennoch einige Unterschiede aufweist. Im Jahr 1964 wurde im Isaan das Accelerated Rural Development Programme eingeführt, um die Bindungen des Isaan an die Zentralregierung zu stärken. Weitere Programmpunkte der Thaification war das Grüßen der Flagge in der Schule, das zweimalige Abspielen der Nationalhymne über das Radio um 08:00 und 18:00 Uhr sowie eine starke Identifikation der Bevölkerung mit dem König bzw. mit dem Königshaus

Die Geographie

Der Isaan ist etwa 160.000 km² groß (also etwas größer als das schon erwähnte Khorat-Plateau) und so groß wie England und Wales zusammen. Er ist halb so groß wie Deutschland, viermal größer als die Schweiz und doppelt so groß wie Österreich. Das Khorat-Plateau besteht aus zwei Ebenen: die südliche Khorat-Ebene, die vom Mun und Chi entwässert wird sowie die nördliche Ebene von Sakon Nakhon, deren Entwässerung die Flüsse Loei und Songkhram übernehmen. Beide Ebenen werden durch die Phu Phan Berge getrennt (Phu=Isaan/ Lao-Wort für Berg, Phan=Ablage an einem Säulenfuss), deren höchster Berg 630 Meter ist. Der Boden ist zumeist sandig und weist an vielen Stellen Salzeinlagerungen auf. Die wichtigsten Zuflüsse des Mekong, der den Isaan im Norden begrenzt und eine natürliche Grenze zu Laos bildet, sind der Mun, der im Khao Yoi National Park in der Nähe von Khorat entspringt, ostwärts fliesst und in den Mekong in der Provinz Ubon Ratchathani mündet sowie der Chi, der den zentralen Teil des Isaan durchfliesst, bevor er westlich von Ubon in den Mun mündet. Die Nebenflüsse Loei und Songkhram sind wesentlich kürzer als die vorgenannten. Der Loei fliesst nordwärts durch die Provinz Loei, während der Songkhram ostwärts durch die Provinzen Udon Thani, Sakon Nakhon, Nakhon Phanom und Nong Khai fliesst.

Typischer Blick auf das Khorat Plateau.

Die Durchschnittstemperatur bewegt sich zwischen 30.2 und 19.6 Grad. Die höchste gemessene Temperatur betrug 43.9 Grad in Udon Thani, die tiefste Temperatur wurde mit -1.4 Grad im Sakon Nakhon Agro Stadion gemessen. Regen kann nicht vorausgesagt werden, dennoch konzentriert er sich in der Regenzeit zwischen Mai und Oktober. Die jährliche Niederschlagsmenge liegt bei 2.000 mm in einigen Bergbereichen bis herunter zu 1.270 mm in den südwestlichen Provinzen von Buriram, Chaiyaphum, Khon Kaen, Maha Sarakham und Nakhon Ratchasima. Die Regenzeit beginnt mit kurzen aber heftigen Schauern, die dann in heftige tägliche Regenfälle übergehen, die länger andauern und zumeist am späten Nachmittag und in der Nacht auftreten. Die Regenzeit geht im Oktober in die kühle Jahreszeit über, die bis zum Februar andauert. Dann beginnt bis zum Einsetzen der Regenzeit im Mai die unangenehme heisse Jahreszeit, die ihren Höhepunkt im April hat.

Reisende in den Isaan sollten nach Möglichkeit den Besuch in den Monaten März-Mai, insbesondere im April vermeiden. Es herrschen mörderische Temperaturen, die jegliche Aktivität eines normalen Europäers lähmen. Selbst Thai vermeiden es in dieser Zeit nach Möglichkeit draussen zu sitzen oder zu arbeiten. Leider können jedoch die armen Bauern im Isaan selbst in dieser unangenehmen Zeit nicht ihre Feldarbeit ruhen lassen, und man kann nur mit größter Hochachtung auf diese Leute blicken, die in diesem mörderischen Klima weiter arbeiten, oft mit einem Lächeln im Gesicht trotz ihrer sehr schweren Arbeit - ein Anblick der uns Europäern nur tief empfundenen Respekt abnötigen kann!

Wirtschaftliche Lage

Der wichtigste Teil der lokalen Wirtschaft des Isaan ist die Landwirtschaft, die mit 22% am Bruttosozialprodukt der Gegend beteiligt ist, während die Landwirtschaft im restlichen Thailand nur 8.5% Anteil am Bruttosozialprodukt hat. Dies zeigt überdeutlich die überragende Bedeutung der Landwirtschaft, weist aber zugleich auch auf das schwerwiegendste Problem des Isaan hin, die einseitige Abhängigkeit von nur einem Wirtschaftszweig. Der Klebereis stellt dabei mit 60% der Anbaufläche den Hauptanteil an den Landwirtschaftsprodukten. Der Klebereis wirft normalerweise auf den sandigen Böden nur eine Ernte pro Jahr ab, denn er braucht viel Wasser zum Gedeihen. Lediglich auf Feldern, die in der Nähe von Flüssen liegen und somit künstlich bewässert werden können, sind zwei Ernten pro Jahr möglich. Viele Bauern haben sich inzwischen schon auf andere Produkte umgestellt, die weniger Wasser benötigen. Hier sind Zuckerrohr und Maniok (Cassava, Manihot esculenta) zu nennen, auch Gummibäume werden zunehmend angepflanzt. Einige Dörfer haben sich auch inzwischen auf die Seidenherstellung spezialisiert.

Insbesondere in der Provinz Nong Khai werden entlang des Mekong auf fruchtbaren Böden Ananas, Tabak und Tomaten (insbesondere bei Sri Chiang Mai) angebaut. Trotzdem ist der gesamte Bereich der Landwirtschaft sehr problematisch, denn die gesamte Region des Isaan ist sehr anfällig für lange Dürreperioden. Während der Regenzeit werden weite Landstriche des flachen Plateaus total überflutet. Der Boden ist in vielen Teilen nicht kultivierbar, er ist übersäuert, versalzen und ausgelaugt. Die Fehler vergangener Zeiten durch eine intensive Abholzung der Waldbestände rächen sich heute. Zwar geht seit Beginn der Siebziger Jahre der Anteil der Landwirtschaft zugunsten des Handels und der Dienstleistungen zurück, dennoch arbeiten immer noch zuviele Menschen in der Landwirtschaft und dies oft genug noch mit primitivsten Mitteln.

Der Wasserbüffel (Bubalus bubalis) ist zwar ein immer wieder anzutreffendes Charakteristikum im Isaan, für den Touristen wirkt er pittoresk, aber er ist heute kein effektives Mittel für eine erfolgreiche Landwirtschaft mehr. Zum Glück geht der Anteil der Wasserbüffel an der täglichen Arbeit doch zurück. Er wird heute von den Bauern mehr als Statussymbol gehalten, während die Bedeutung der Traktoren zunimmt. Es handelt sich dabei im Isaan zumeist um kleine Minitraktoren, die aus einem Dieselmotor bestehen, der über eine lange Lenkstange mit der zweirädrigen Achse vorn verbunden ist. Auf Thai heissen diese Gefährte entweder rot tai na (frei übersetzt: Fahrzeug pflügt Feld) oder auch kwai lek (Eisen/Stahlbüffel). Sie sind aber allgemein auch unter dem Herstellernamen Kobota bekannt. Der Wasserbüffel grast zwar weiter in den Reisfeldern, sein hauptsächlicher Zweck besteht aber heute in der Düngung der Felder durch seinen Kot. In der Viehhaltung werden heute Hühner, Enten, Kühe und Schweine bevorzugt gehalten.

Buffalo im Isaan - Khwai.

Die ärmste Region

Der Isaan ist immer noch die ärmste Region in Thailand. So betrug im Jahr 2002 das durchschnittliche Monatseinkommen nur 3.928 Baht im Vergleich von 6.445 Baht im restlichen Thailand. Die Armut des Isaan zeigt sich auch deutlich in einigen anderen Zahlen, so z.B. in der Anzahl der Ärzte pro Einwohner. Acht der zehn Provinzen mit den wenigsten Ärzten liegen im Isaan. Hier bildet die Provinz Sisaket mit einem Arzt für 14.661 Einwohner (2001) das Schlusslicht (der Landesdurchschnitt betrug im Jahr 2001 1 Arzt für 3.289 Einwohner). Auch bei der Anzahl der Krankenhausbetten liegt der Isaan hinten, auch hier liegen acht der zehn Provinzen mit den wenigsten Krankenhausbetten im Isaan. Die Provinz Chaiyaphum hatte im Jahr 2001 nur ein Krankenhausbett für 1.131 Einwohner (im Vergleich: Landesdurchschnitt für 2001 war ein Krankenhausbett für 453 Einwohner). Dennoch ist eine gewisse Mindestgrundversorgung im Isaan durchaus gewährleistet, denn jeder Distrikt (Amphoe) hat ein Hospital und auch alle Unterdistrikte (Tambon) haben ein kleines Gesundheitszentrum, das zumindest die elementarsten Bedürfnisse befriedigen kann. Nach Einführung der sogenannten 30-Baht-Gesundheitskarte hat die Anzahl der Patienten in den Hospitälern des Isaan erheblich zugenommen. Nun konnten es sich auch ärmere Bevölkerungsteile leisten, den Arzt aufzusuchen und pro Besuch 30 Baht zu zahlen.

Schlichtes Bauernhaus im Isaan.

Große Rückstände bestehen im Isaan aber in den neuen Kommunikationstechnologien. Es gab im Jahr 2002 nur eine Internetverbindung pro 75 Haushalte, während es im Rest Thailands schon 22 Verbindungen pro 75 Haushalte waren. Zwar hatte jede Distriktshauptstadt (Amphoe) im Jahr 2006 mindestens einen Internetanschluss entweder in einem Internetshop oder im lokalen Distriktsbüro, aber weite Bereiche des Isaan sind leider überhaupt noch nicht versorgt. Auch das Telephonnetz kann mit der Entwicklung nicht Schritt halten, so sind große Gebiete des Isaan noch immer nicht mit einem Festnetzanschluss versorgt. Die Benutzung von Mobiltelephonen ist dadurch sehr verbreitet, obwohl es auch hier durchaus noch Gegenden gibt, in denen kein oder nur ein sehr schlechter Mobilfunk möglich ist. Zwar waren im Jahr 2006 alle Amphoehauptorte durch die TOT (Telephone Organization of Thailand) mit ADSL-Anschlüssen versorgt und gerade die Internetshops in den Städten erleben seither einen ungeheuren Boom. Hier sitzen nach der Schule Schülerinnen und Schüler der lokalen Schulen. Sie versuchen dort Informationen zu erlangen, an die sie sonst nur mit Mühe oder gar nicht gelangen können. Es werden Computerspiele gespielt, Kontakte hergestellt, und besonders vielen jungen Frauen versuchen via Internet Kontakte zu Ausländern zu bekommen.

Die Farang-Ehen

Hier nun kommen wir zu einem zunehmend wichtigen Wirtschaftsfaktor im Isaan. Schon öfter haben wir im FARANG gemeldet, daß die thailändisch-ausländischen Ehen bzw. Beziehungen die Armut in bestimmten Gemeinden oder Bereichen erheblich vermindert haben. Viele Frauen, die z.B. mit Deutschen verheiratet oder liiert sind, stammen aus dem Isaan. Sie sind ihrer Heimat untreu geworden oder mussten ihrer Heimat untreu werden, denn es gab, außer in der Landwirtschaft, zumeist auf den Reisfeldern, kaum Arbeit im Isaan. Welche junge Frau möchte jedoch ein Leben lang die sehr schwere Arbeit auf einem Reisfeld machen? Zuerst gingen die jungen Frauen nach Bangkok, dort gab es mehr Geld zu verdienen. Dann folgte oft der zweite Schritt. Zumeist durch Familienangehörige, die schon länger in Bangkok oder in anderen Touristenzielen arbeiteten, wurde man darauf aufmerksam gemacht, daß es durchaus Bereiche gibt, in denen man mehr Geld verdienen kann als in einer Fabrik. Die Frauen wagten diesen Schritt, denn sie mussten ja, gemäß thailändischer Familientradition in einem Land, in dem es keine Rentenversicherung gibt, für ihre Familie sorgen. Dies schloss zuerst die Eltern ein aber auch die Kinder von vormaligen Thai-Ehemännern, die die Frauen allein mit den Kindern sitzen gelassen hatten. Diese mussten ja versorgt werden (Kleidung, Essen und Schulausbildung).

Bedingt durch die Arbeit in bestimmten Wirtschaftsbereichen lernten die Frauen auch zunehmend Ausländer kennen. Es kam zu ersten Eheschliessungen, und Frauen wanderten mit dem Ehemann in dessen Heimat aus. Mit dieser Auswanderung erloschen jedoch keinesfalls die familiären Verpflichtungen bzw. Bindungen. Es wurden auch aus dem Ausland Geld in den Isaan geschickt!

Nun begann in einigen Bereichen des Isaan ein kleines Wirtschaftswunder, denn dank der Geldüberweisungen wurde die Kaufkraft dort nachhaltig gestärkt. Es entstanden neue Häuser, wodurch die lokale Bauindustrie profitierte. Kleine lokale Geschäfte und grössere Supermärkte für den Bedarf des Dorfes oder eines Unterdistrikts (Tambon) wurden erbaut. Der lokale Handel blühte auf. Es mussten jetzt Autos für den Transport der Güter erworben werden, Tankstellen wurden eröffnet und neue Transportmöglichkeiten mit Kleinbussen von vorher abgelegenen Dörfern in die nächste Kreisstadt wurden geschaffen. So entstanden sehr viele neue Arbeitsplätze. Und dies alles nur von dem Geld der Frauen? Natürlich nicht nur von dem Geld der Frauen, aber überwiegend, denn natürlich investierten auch die Ehemänner und Freunde im Isaan. Es gibt genug einschlägige Untersuchungen von thailändischen Universitäten, die diese positiven Effekte ganz eindeutig belegen. Die Frauen aus dem Isaan haben ihrer Heimat nachhaltig geholfen und für eine bessere Zukunft nicht nur ihrer Familien sondern auch für weite Teile der Bevölkerung gesorgt!

Teil 2 aus FARANG 02-2010

Die Bevölkerung

Im Jahr 2000 betrug die gesamte Bevölkerung des Isaan 20.825.000 Personen. 40% der Bevölkerung konzentrierten sich in den Provinzen Khon Kaen, Khorat, Ubon Ratchathani und Udon Thani. Die größte Stadt im Isaan ist, entgegen landläufiger Meinung, nicht Khorat, das immer als Hauptstadt des Isaan angesehen wird, sondern Udon Thani mit 220.493 Einwohnern im Jahr 2000, während Khorat nur 204.391 Einwohner hatte. Es folgten Khon Kaen mit 141.034 Einwohnern und Ubon Ratchathani mit 106.552 Einwohnern. Dennoch lebten im Jahr 1996 nur 6.3% der Gesamtbevölkerung des Isaan in Städten oder in deren Umgebung. Der größte Teil der Bevölkerung lebte und lebt weiterhin in ländlichen Gebieten. Khon Kaen ist mit 12.4% städtischer Bevölkerung am stärksten verstädtert, während Roi Et mit 2.8% die geringste Verstädterung aufweist.

Die Hauptsprache des Isaan ist Isaan, das von ca. 15 bis 23 Millionen Personen gesprochen wird, von denen die meisten im Isaan leben. Isaan ist, wie bereits eingehend erwähnt, ein Dialekt des Laotischen. Im Südosten des Isaan wird Nord Khmer gesprochen, das ein Dialekt der Khmer Sprache ist. Für alle offiziellen Belange wird Standard Thai verwendet, das von jedermann verstanden wird und auch gesprochen werden kann. Der sogenannte Khorat Dialekt, der linguistisch zwischen dem Lao und dem Standard Thai liegt, wird von etwa 400.000 Personen hauptsächlich in der Provinz Khorat gesprochen, die sich selbst als Tai Berng, Tai Derng oder Tai Korat bezeichnen, wobei das Wort Berng ursprünglich "einige, wenige" bedeutet.

In den Provinzen Buriram, Sisaket und Surin leben erhebliche Khmer Minderheiten, einige vietnamesische Flüchtlinge leben in den Provinzen Mukdahan und Nakhon Phanom.

Es gibt weitere Sprachen im Isaan, die in der Print-Ausgabe genannt sind.

Man kann hier die ungeheure sprachliche Vielfalt im Isaan erkennen. Dies ergibt eine starke kulturelle Vielfältigkeit in diesem Teil Thailands und macht ihn, auch aus diesem Grund, so reizvoll.

Einfacher Landweg im Isaan.

Die Schulbildung

Gemäß dem nationalen Erziehungsplan in Thailand gibt es Grundschulen (primary schools) in allen größeren Dörfern und Hauptorten, insbesondere in den Distrikthauptorten (Tambon). Weiterhin Sekundarschulen (secondary schools) bis zum Grad 12 (Lebensalter 18 Jahre) in allen Distrikthauptstädten (Amphoe). Es existieren auch Sekundarschulen, die nur bis zum Grad 9 ausbilden sowie kombinierte Schulen mit Ausbildung vom Grad 1 bis zum Grad 9. Die Schulen in den Dörfern sind generell wesentlich schlechter ausgestattet als die in den Städten. Die Kinder der zumeist armen Bauern verlassen die Schule mit Grad 6 (Lebensalter 12 Jahre), um dann auf den Feldern zu arbeiten.

Die jungen Frauen verlassen, wie bereits dargestellt, zumeist ihre Dörfer, nachdem sie einige schwere Jahre auf den Feldern verbracht haben, und suchen sich eine neue Arbeit in Bangkok oder den bekannten Touristenorten, immer in der Hoffnung auf ein besseres Leben als in einem armen Dorf im Isaan. Durch ihre schlechte Ausbildung, insbesondere in der englischen Sprache, haben sie es am Anfang sehr schwer im Dienstleistungsgewerbe, in welchen Bereichen auch immer, zu arbeiten. Auch in Thailand muss man Englisch können, um Geld zu verdienen. Denn in allen Berufen, wo richtig gut Geld verdient wird, ist auch in Thailand die englische Sprache sehr wichtig. Je mehr Sprachen eine junge Frau in Thailand spricht, desto mehr Geld wird sie verdienen. Dies gilt auch in gewissen Berufen! Die jungen Männer bleiben oft auf den Feldern ihrer Eltern oder sie gehen nach Bangkok, ein Großteil der Tuk-Tuk-Fahrer in Bangkok stammt aus dem Isaan!

Viele Grundschulen in Thailand haben ihre eigenen Webseiten, und im Jahr 2008 hatten fast alle Schüler, zumindest die im Junior High School Alter, Computerkenntnisse. Und sie waren durchaus firm in der Word-Bearbeitung, der Herstellung von Flyern, Broschüren und Geburtstagskarten sowie einfachen Programmen zu Herstellung und Bearbeitung von digitalen Photos.

Im Isaan gab es im Jahr 2001 insgesamt 43 Berufsbildungsakademien und polytechnische Fachschulen, weitere Trainingskolleges für den Privatsektor sowie Kolleges in der Provinz Udon Thani für Agrikultur und Krankenpflege.

Einige Universitäten existieren ebenfalls im Isaan, so in Khon Kaen, Maha Sarakham, Mahidol Universität in Amnat Charoen, in Nakhon Phanom, Princess of Narathiwas Universität Zweigcampus in Nakhon Phanom, Silapakorn Universität Zweigcampus in Nakhon Phanom, Suranaree Universität für Technologie in Nakhon Ratchasima, Thammasat Universität Zweigcampus in Udon Thani sowie die Universität in Ubon Ratchathani. Weiterhin existieren in fast allen Provinzen des Isaan die sogenannten Rajabhat Universitäten, bei denen es sich um Lehrerausbildungsinstitute handelt.

Über die Kultur

In der Kultur des Isaan dominiert die laotische Kultur. Dies zeigt sich ganz deutlich in den Festivals, der Kunst, der Kleidung, der Küche und der Tempelarchitektur. Die Leute im Isaan feiern das ganze Jahr über verschiedene Festivals, z.B. das bekannte Bun Bungfai Raketenfestival, das sowohl im Isaan, insbesondere in der Provinz Yasothon, als auch in Laos gefeiert wird. Dabei handelt es sich ursprünglich um ein Fruchtbarkeitsritual aus vorbuddhistischen Zeiten. Weitere bekannte Festivals sind das Kerzenfestival im Juli in Ubon Ratchathani, ursprünglich zum Beginn des Rückzugs der Mönche in ihre Tempel während der Regenzeit (in Thai: pansa oder phansaa).

Ebenfalls bekannt sind das Seidenfestival von Khon Kaen, das lokale Produkte fördern soll, und Ende November/Anfang Dezember stattfindet, der berühmte Elefantenauftrieb am 3. Novemberwochenende in Surin und das Bangfai Phayanak oder auch Naga Feuerbälle, ein Phänomen, das seit Urzeiten im Mekong zumeist Ende Oktober auftritt und das besonders in Nong Khai gefeiert wird, aber auch im benachbarten Laos finden anläßlich dieses Ereignisses Feiern statt.

Die eigenständige Musik des Isaan wird Mor Lam oder Mo Lam genannt, sie existiert in einer Vielzahl von lokalen Varianten. Seit den Siebziger Jahren hat diese Musik eine weitere Verbreitung im übrigen Thailand gefunden, nicht zuletzt durch die vielen Wanderarbeiter, die insbesondere in Bangkok arbeiten, und ihre Musik nach dorthin mitgenommen haben. Viele Mor Lam Sänger singen auch die traditionelle zentralthailändische Luk Thung Musik (Luk Thung=Kind/Kinder der Felder, eigentlich jedoch Pleng Luk Thung=Lied eines Kindes auf den Feldern), während Mor Lam entweder Expertenlied oder Expertensänger heisst.

Morlam-Show wie im Isaan - Foto aber aus Utradith.

Eine weitere populäre Musikrichtung im Isaan ist "Kantrum", das besonders von der Khmer-Minorität im südlichen Isaan gesungen wird. Bei Kantrum handelt es sich um eine besonders interessante Art von Gesang, denn die Strophen eines Liedes werden abwechselnd in Thai (Isaan Dialekt) und im nördlichen Khmer gesungen. Bekannte Sänger des Kantrum waren in den Achtziger Jahren Darkie und Chalermpol Malakham. Bekannte Mor Lam Sänger sind Banyen Rakgan, Jintara Poonlarp, Siripon Ampaipong sowie der schon erwähnte Chalermpol Malakham. Bei der Luk Thung Musik waren bekannte Stars in den Fünfziger Jahren Ponsri Woranut und Suraphol Sombatcharoen und später die im Jahr 1992 verstorbene Pumpuang Duangjan.

In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts brachte der Isaan auch einige namhafte Schriftsteller hervor, z.B. Khamsing Srinawk oder Lao Khamhawn, der in Thai schreibt und den in Englisch schreibenden Pira Sudham (Siamese Drama oder Tales from Thailand, People of Esarn, Monsoon Country, The Force of Karma).

Mor Lam ist noch eine weitere Betrachtung wert, denn es ist der bei weitem wichtigste Unterhaltungsfaktor im Isaan, der aber interessanterweise überhaupt nicht in andere Teile Thailands exportiert wurde und somit ganz typisch für den Isaan ist. Wer den Isaan verstehen will sollte also unbedingt einmal eine Mor Lam Veranstaltung besuchen. Hier wird sich dem unvoreingenommenen Besucher die Seele des Isaan erschliessen. Und nicht von ungefähr wird man von den Einwohnern des Isaan als Ausländer aufgefordert "pai doo Mor Lam", wobei Mor Lam eigentlich als Mor Ram ausgesprochen wird und die Betonung auf der zweiten Silbe liegt. Diese Redewendung bedeutet dann übersetzt: "komm und sehe Mor Lam". An Freitagen und Samstagen finden immer irgendwo Mor Lam-Konzerte statt, meist in der Umgebung eines Tempels oder auf einem Sportplatz. Tausende von Leuten sitzen dann auf ihren Matten auf dem Boden und sehen sich die extrem farbige Choreographie der Show an, bei der zumeist bis zu 50 weibliche Tänzerinnen und auch Katoeys auftreten. Während des stundenlangen Konzerts werden die Kostüme des öfteren gewechselt, dazwischen gibt es humorvolle Einlagen mit Slapstick-Komödie und Ansprachen der lokalen Würdenträger. Die gesamte Mor Lam Veranstaltung ist eine große Familienfeier, und deshalb ist der Veranstaltungsort auch gewöhnlich von Ess- und Trinkbuden umgeben, in denen die leiblichen Genüsse gestillt werden können.

Typische Morlam-Show - Foto allerdings aus Utradith.

Der Isaan hat auch viele bekannter Muay Thai Boxer hervorgebracht, denn diese Sportart ist eine Möglichkeit der Armut zu entfliehen. Der berühmteste Sportler des Isaan ist jedoch der Tennisspieler Paradon Srichaphan (Spitzname: der Ball), der aus Khon Kaen stammt.

Auch bei den Freundschaften innerhalb der Geschlechter herrschen im Isaan oft noch die traditionellen Werte vor, zumindest in den Dörfern. Die Frauen in den Dörfern haben zumeist keine Freundschaften mit jungen Männern, es sei dann sie verlassen das Dorf und arbeiten in Bangkok oder der Vergnügungsindustrie. In den Städten haben sich die Wertigkeiten in den letzten Jahren dramatisch verändert. War es noch vor einigen Jahren vollkommen undenkbar, daß junge Mädchen und Jungen zusammen etwas unternehmen, so hat sich dies heute total geändert. Heute gehen Jungs und Mädchen zusammen ins Kino, in die Diskothek, in Supermärkte zum Einkaufen und zu anderen Freizeitaktivitäten - Sachen also, die noch vor Jahren vollkommen undenkbar waren!

Dies betrifft aber nur die Städte. Auf den Dörfern ist es noch immer das traditionelle Leben, wie schon seit Jahrhunderten. Hier sollten Mädchen spätestens im Alter von 20 Jahren verheiratet sein, und nach der Heirat lebt man dann entweder bei den Eltern des Mädchens oder des Mannes, teilweise wird auch auf dem Grund der entsprechenden Partei ein neues Haus errichtet. Die Tradition des Isaan verlangt es auch, daß die jüngste Tochter oder die einzige Tochter bei den Eltern bis zu deren Tod verbleibt, um sich um die Eltern zu kümmern. Doch wird diese Tradition oft gebrochen, wenn die Mädchen in die Städte gehen, um dort Geld zu verdienen, auch um den Eltern ein besseres Leben zu ermöglichen, welches ihnen bei einer Arbeit auf einem Reisfeld im Dorf mit Sicherheit nicht ermöglicht werden könnte. Auch das Streben nach einem sozialen Aufstieg durch eine Heirat ist ein weit verbreitetes Phänomen im Isaan. Deshalb auch die vielen Ehen mit einem Ausländer, von denen man sich einen deutlichen Aufstieg in der sozialen Hierarchie erhofft.

Die Wasserbüffel stellen auch heute noch im Isaan ein nicht unbeträchtliches Statussymbol dar, haben sie doch einen erheblichen Wert für den Besitzer (2006 kostete ein Wasserbüffel etwa 20.000 Baht=400 Euro), auch wenn sie zur Feldarbeit immer weniger benützt werden.

Leider gibt es auch heute noch in Thailand eine erhebliche kulturelle Diskriminierung gegenüber den Bewohnern des Isaan. Dies liegt bedingt in der geographischen Separation von Zentral-Thailand durch die Bergschwellen zum Khorat-Plateau, der immer noch vorhandenen Armut und der oftmals dunklen Hautfarbe der Einwohner. Insbesondere Thai mit chinesischer ethnischer Abstammung neigen dazu, die "dunklen" Isaanbewohner herabzuwürdigen.

Dörfliches Idyll im Isaan.

Die Männer des Isaan sind oftmals in den großen Zentren Thailands als Bauarbeiter, Tuk-Tuk-Fahrer oder Kleistladenbesitzer tätig, um ihren, im Isaan verbliebenen, Familien ein halbwegs menschenwürdiges Dasein zu ermöglichen. Die Frauen, mit Ausnahme vieler schon erwähnter junger Frauen, die oft ausnehmend hübsch sind, verbleiben im Isaan. Sie kümmern sich um die Familien, oftmals mit den Kindern und verlassen von den Ehemännern. Um die dunkle Hautfarbe des Isaan wegzubekommen, machen die jungen Mädchen mit Kosmetikprodukten fast alles. Man verwendet Bleichungscremes oder überschminkt die dunkle Farbe durch ein kompliziertes Make-Up. Nicht umsonst gilt im Isaan: Dunkle Farbe=Feldarbeit, helle Farbe=Büro, Servicebereich!

Die traditionelle Kleidung im Isaan ist der Sarong. Die Bekleidung der Frauen weist zumeist Stickerei am Saum auf, während die der Männer meistens ein kariertes Muster hat. Der Sarong wird in der Regel glatt getragen und nicht geknotet. Die Männer tragen auch eine "pakama", ein veränderbares Kleidungsstück, das sowohl als Gürtel wie auch als Geld- oder Dokumentenaufbewahrungsschutz, als Kopfbedeckung zum Schutz gegen die Sonne, aber auch als Hängematte oder sogar als Badegewand verwendet werden kann.

Der Isaan ist das Hauptproduktionszentrum für thailändische Seide, deren Siegeszug in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg begann, als der berühmte Jim Thompson, ein U.S.-Amerikaner aus Delaware die Thai-Seide besonders propagierte. Die wohl bekannteste Seide des Isaans ist die sogenannte "Mut-Mee", die wie ein Band gefärbt ist, um damit geometrische Figuren im Garn zu erzeugen.

In jedem Ort im Isaan gibt es zumindest einen Tempel, der nicht nur für religiöse Zeremonien benutzt wird, sondern auch Veranstaltungsort für die hier so beliebten Mor Lam-Festivals ist, aber auch als Versammlungsort benutzt wird. Die Tempel sind meist im laotischen Stil erbaut, also mit weitaus weniger Ausschmückung als in Zentral-Thailand. Auch die Buddha-Statuen sind fast alle im laotischen Stil, der sich vom thailändischen Stil deutlich unterscheidet.

Landweg im Nordosten Thailands.

Die Küche des Isaan weist ihre speziellen Eigenheiten auf. Sie ist zwar sowohl von der laotischen Küche wie auch von der thailändischen Küche beeinflusst, aber sie hat durchaus ihren eigenen Stil entwickelt. Die auffälligste Eigenart der Isaan-Küche ist die Benutzung des Klebereis statt des ansonsten in Thailand gebräuchlichen normalen Reis. Auch der besonders intensive Einsatz von Chillies zeichnet die Isaan-Küche aus. Bekannte Gerichte des Isaan sind Som Tam (Papaya Salat), Larb (Fleisch Salat) und Gai Yang (Gegrilltes Huhn). Diese Gerichte haben auch in die restliche thailändische Küche Eingang gefunden, jedoch sind die Isaan-Versionen der Gerichte weitaus schärfer und säuerlicher als im restlichen Thailand. Auch vielerlei Arten von Tieren werden im Isaan gegessen, so z.B. Eidechsen, Frösche und Insekten, wie Heuschrecken, Grillen, Seidenwürmer und Mistkäfer. Geschah dies anfangs noch aus purem Hunger, so sind dies heute begehrte Delikatessen oder Snacks. Das Essen wird oft mit der Hand gegessen, wobei der Klebereis mit der Hand zu einer Kugel gerollt wird und dann in eine, zumeist scharfe Sosse getaucht wird. Suppen gehören zu jeder Mahlzeit und enthalten Gemüse, Kräuter, Nudeln, Fischbestandteile, Bällchen von Rindfleisch und Mischungen aus Rindfleisch und Fisch. Sie werden meist mit Gabeln und Stäbchen gegessen, die man gleichzeitig benutzt.

Zubereitung des geliebten Som Tam - hier mal im Adlon Hotel.

Zur Religion

Die weitaus meisten Menschen im Isaan sind Anhänger des in Thailand verbreiteten Theravada Buddhismus, obwohl dies auch oft mit Elementen des Animimus kombiniert ist. In den größeren Städten, aber auch in den kleineren Distrikthauptorten, gibt es auch Kirchen oder kleinere Kapellen, zumeist für Christen des römisch-katholischen Glaubens.

Die Eisenbahn

Die Eisenbahn von Thailand betreibt im Isaan drei Hauptlinien. Die wichtigste Linie der SRT, die sogenannte Northeastern Line (Nordostlinie) kommt dabei von Bangkok über Bang Sue Junction-Ban Phachi Junction nach Kaeng Khoi Junction. Dort beginnt der landschaftlich sehr schöne, topographisch jedoch ungemein schwierige Anstieg über den Dong Paya Yen Pass nach Nakhon Ratchasima. Sie führt dann über Thanon Chira Junction-Buri Ram-Surin-Sikhoraphum-Uthomphom Phisai-Si Sa Ket nach Ubon Ratchathani, wo sie in Km 575.10 endet. In Kaeng Khoi Junction (Km 125.10) zweigt die in den Jahren 1958-1967 neu erbaute Zweiglinie nach Bua Yai Junction (Km 345.50) über Lam Narai-Chong Samran-Chatturat ab, die auf einem Abschnitt sehr schön Teile des grossen Pa Sak Jolasid Reservoirs, eines riesigen Stausees, auf mehreren spektakulären Brücken überquert. Diese Linie wird als "Bua Yai Shortcut" bezeichnet, da sie den schwierigen Anstieg über den Dong Paya Yen Pass vermeidet und wesentlich besser trassiert ist als die alte Linie. Die letzte Zweiglinie ist der in Thanon Chira Junction (Km 266.28) abzweigende "Nong Khai Branch", die über Bua Yai Junction-Muang Phon-Ban Phai-Khon Kaen-Nam Phong-Kumphawapi-Udon Thani-Nong Khai zum in Laos gelegenen Endbahnhof Tha Nalaeng (Km 626.576) führt, wobei als spektakulärstes Bauwerk die zwischen Nong Khai und Tha Nalaeng gelegene 1. Thai-Lao-Freundschaftsbrücke über den Mekong mit 1.170 Meter Länge überquert wird.

Von Bangkok nach Ubon Ratchathani verkehren neun Schnellzüge pro Tag, darunter sogar ein "Sprinter", der eine Tagesfahrt von Bangkok nach Ubon Ratchatini in einem Tag hin und zurück ermöglicht. Des weiteren verkehren auf dieser Strecke diverse Lokalzüge, die von den Depots Kaeng Khoi Junction oder Nakhon Ratchasima eingesetzt werden. Die Zweigstrecke Kaeng Khoi Junction-Bua Yai Junction wird nur von zwei Schnellzügen befahren und weist einige Lokalzüge auf. Der Abschnitt Thanon Chira Junction-Tha Nalaeng weist ebenfalls zwei Schnellzüge sowie einige Lokalzüge auf.

Landschaft im Isaan.

Teil 3 aus FARANG 03-2010

Die Strassen

Im Isaan gibt es ungefähr 15.000 km an sogenannten Highways, die sich zumeist um den in den 60er und 70er Jahren von den U.S.A., zur Versorgung ihrer in Thailand gelegenen Militärbasen während des Vietnam-Krieges, gebauten Freundschaftshighway (Thanon Mittraphap oder Thang Luang Phaen Din Mai Lek 2 [Thailand Route 2]) gruppieren. Dieser berühmte Highway zweigt in Saraburi an der Saraburi Intersection vom Highway 1 ab und führt über Khorat-Khon Kaen-Udon Thani und Nong Khai nach Laos, ebenfalls über die schon erwähnte 1. Thai-Lao-Freundschaftsbrücke.

Alle wichtigen Strassen im Isaan sind asphaltiert. Alle wichtigen Städte im Isaan sind durch sehr gute Strassen miteinander verbunden, die zumeist einen sehr guten Ausbauzustand mit mehrspurigen Fahrstreifen und Richtungstrennung aufweisen. Auch die Strassen von den Provinzhauptstädten zu den Distrikthauptstädten weisen meist einen guten Ausbauzustand auf und werden immer besser zu mehrspurigen Highways ausgebaut. Auch die Strassen in die abgelegeneren Gegenden des Isaan, in die vielen kleinen Dörfer, werden zunehmend asphaltiert, wenngleich immer noch viele Strassen minderer Ordnung noch nicht asphaltiert sind, nur Schotter oder eine Erdbefestigung aufweisen und daher mit gebührender Vorsicht befahren werden müssen. Insbesondere nach starken Regenfällen weisen diese Strassen oftmals Auswaschungen und tiefe Löcher auf!

Die Strassen sind selbst in den kleinsten Dörfern in der Nacht sehr gut beleuchtet, zumeist mit Natriumdampflampen, die von Sonnenreflektoren mit der notwendigen Energie versorgt werden. Die Fahrbahnmitte der guten Strassen ist deutlich durch Reflektoren gekennzeichnet. Alle wichtigen und auch gefährlichen Stellen sind durch Leitplanken gesichert, die Beschilderung ist sehr gut, sowohl in lateinischer Umschrift wie auch in Thai. Lediglich in einigen wenigen armen Unterdistrikten ist die Beschilderung nur in Thai. Auf den Hauptstrassen gibt es sehr viele Tankstellen mit gut ausgestatteten Raststätten. Sie bieten Benzin in allen wichtigen Oktangraden an, ebenfalls zunehmend verkauft wird LPG (Liquid Petroleum Gas), NGV (Natural Gas for Vehicles), also Gas in allen Variationen, sowie neuerdings auch Bio-Diesel, obwohl die Versorgung mit den letztgenannten Produkten ausserhalb der grossen Städte noch nicht ausreichend gewährleistet ist, jedoch zunehmend verbessert wird.

Die Busse

Autobusse sind das Hauptbeförderungsmittel im Isaan. Alle Provinzhauptstädte sind mit Bangkok durch tägliche und nächtliche Busverbindungen verbunden, wobei die Busse fast immer klimatisiert sind. Auch die Distriktshauptstädte (Amphoe) weisen zumeist eine tägliche, nächtliche Busverbindung mit Bangkok auf. Alle Städte und Dörfer im Isaan sind mit den sogenannten "Song thaew" (Zwei Reihen) untereinander verbunden, kleinen Bussen, die auf einer überdachten Ladefläche zwei parallele Sitzreihen zum Sitzen anbieten.

Songthaew in Udon

Eine Taxibenutzung ist in den Städten nicht sehr weit verbreitet, hier übernehmen die sogenannten "Samlor" (Drei Räder) den Haupttransport. Diese Gefährte sind den in Bangkok benutzten "Tuk-Tuk" sehr ähnlich. Die grösseren Städte weisen auch Songthaew-Routen auf, die regelmäßig auf festen Routen befahren werden.

Typischer Reisebus in Udon Thani



Busbahnhof in Udon Thani

Der Luftverkehr

Es existieren Flughäfen in folgenden Städten des Isaan: Buriram, Khon Kaen, Nakhon Phanom, Nakhon Ratchasima, Roi Et, Sakon Nakhon, Ubon Ratchathani und Udon Thani, die Inlandsflüge nach Bangkok aufweisen, die von verschiedenen Gesellschaften betrieben werden. Die Flüge sind sehr billig und sind eine gute Alternative zu den oftmals sehr langen Fahrzeiten bei Autobus und Eisenbahn. Es werden auch andere Ziele in Thailand angeflogen, allerdings existiert kein regionaler Flugverkehr nur innerhalb des Isaan.

Die Schiffahrt

Auf dem Mekong gibt es, trotz der gewaltigen Breite des Flusses, relativ wenig Schiffsverkehr, denn Stromschnellen, Untiefen und stark wechselnde Wasserstände erschweren den Schiffsverkehr. Der Fluss wird jedoch von sehr vielen Fähren, auch Autofähren überquert. Ausserdem sind schon einige, den Fluss überquerende Brücken in Betrieb, weitere Brücken sind im Bau oder in Planung.

Die Verwaltung

Der Isaan ist in folgende 19 Provinzen gegliedert: Amnat Charoen, Buriram, Chaiyaphum, Kalasin, Khon Kaen, Loei, Maha Sarakham, Mukdahan, Nakhon Phanom, Nakhon Ratchasima, Nongbua Lamphu, Nong Khai, Roi Et, Sakon Nakhon, Sisaket, Surin, Ubon Ratchathani, Udon Thani und Yasothon. Im Isaan werden 136 Parlamentsabgeordnete des 400 Personen umfassenden thailändischen Parlamentes gewählt.

Blick auf die Provinzhauptstadt Udon Thani.

Mein Resümee

Die Leser werden sich nun, nach der intensiven Vorstellung des Isaan sicherlich fragen, warum ich den Isaan als "das Herz Thailands" bezeichnet habe. Sicherlich ist es, geographisch gesehen, nicht das Herz Thailands, dies liegt ganz eindeutig in der Chao Phraya-Ebene des zentralen Tieflandes, aber wenn man sich einmal Thailand als einen aufrecht stehenden Menschen betrachtet, dessen Kopf die Region um Chiang Mai ist, dann schlägt ja das Herz bekanntermaßen links und dort, wo das Herz schlägt, da liegt der Isaan. Dies ist die eine Ursache für diese Bezeichnung, aber die wesentlich wichtigere Ursache ist der Umstand, daß der Isaan das mentale Herz Thailands bildet, denn hier ist Thailand noch in seiner ganzen, liebenswerten Ursprünglichkeit zu erleben. Hier ist Thailand so, wie man sich Thailand in seinen Träumen immer vorgestellt hat, hier gibt es kleine, arme aber pittoreske Dörfer, in deren Nähe Wasserbüffel auf Reisfeldern grasen. Hier wird man als Fremder oft noch bestaunt, denn welcher Tourist verirrt sich schon in ein kleines, armes, abgelegenes Dorf im tiefsten Isaan? Der Fremde wird aber mit einer beeindruckenden Herzlichkeit aufgenommen, einer Herzlichkeit, die an manchen Orten Thailands einem Kommerzdenken gewichen ist. Hier hingegen ist die Freude über den unerwarteten Gast noch ganz naiv und rührend, dann z.B. wenn Menschen, die bisher noch nie einen "Farang" leibhaftig gesehen haben, diesen Ausländer anfassen und seine Haut betrachten, die sich so sehr von ihrer Haut unterscheidet. Hier ist man von den Besuchern angetan, die sich um das wahre und ursprüngliche Leben in Thailand kümmern, die sich für das sehr harte Leben der armen Leute im Isaan interessieren. Hier sind Besucher höchst willkommen! Oft wurden dem Schreiber dieser Zeilen bei seinen vielen Besuchen im Isaan ganz spontan von Bewohnern der Dörfer Übernachtungsmöglichkeiten angeboten.

Natürlich will auch der Isaan vom Touristenboom profitieren, und deshalb mein Rat: Besucht dieses ungemein liebenswerte Stück Thailands. Sicherlich hat der Isaan mit wenigen Ausnahmen wie z.B. Phimai oder Phanom Rung keine spektakulären Sehenswürdigkeiten zu bieten. Und es gibt naturgemäß auch keine Traumstrände, aber es gibt seitens der Bevölkerung ein großes Interesse Farangs kennenzulernen.

Zuletzt noch ein Rat an diejenigen Leser, die mit Frauen aus dem Isaan verheiratet oder liiert sind, und derer dürfte es genug geben: Fahrt in den Isaan, seht Euch die Heimat Eurer Frauen an, wenn ihr sie noch nicht kennt, und ihr werdet verstehen und begreifen, warum Eure Frauen ihre Heimat so sehr lieben und so oft wie möglich ihre geliebte Mor Lam Musik hören wollen. Man muss selbst einmal den Isaan besucht haben, mit offenen Augen und Sinnen, vor allen Dingen aber mit einem offenen Herzen diesen Landesteil betrachten, um dann vielleicht und hoffentlich zu erkennen, hier im Isaan ist tatsächlich das "Herz Thailands"!

Ende der 3-teiligen Serie

Familie und Freunde in einem kleinen Dorf nahe Udon.



Ehrung der Mutter.



Einfaches Wohnzimmer mit vielen Bildern.



Ein Geschenk für den Vater.


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