Mechai:
Die Mister Kondom-Story

Der ganz sicher interessanteste Politiker Thailands

Mechai Viravaidya, wer ist das, werden sich viele Leser fragen, doch stellt man die gleiche Frage jemand in Thailand, so wird man die Antwort bekommen, dass Mechai, wie er nur kurz genannt wird, eine der bekanntesten Personen Thailands ist. Warum dies so ist, soll in diesem dargestellt werden, zumal der Begriff "Mechai" ein gängiges Synonym für einen wichtigen Gebrauchsgegenstand ist:

Mechai - Mister Kondom in Thailand

Seine Herkunft

Mechai Viravaidya wurde am 17. Januar 1941 in Bangkok als zweites von vier Kindern geboren. Seine Eltern waren Dr. Isabella Mac Kinnon Robertson, in Schottland aufgewachsen, jedoch in Irland geboren, und Dr. Samak Viravaidya. Sie hatten sich in Edinburgh kennengelernt, wo Dr. Viravadya, der ein Sohn von Phraya Damrong Paetayakhun war, der wiederum der Arzt der Gattin von König Vajiravudh war, studierte. Er hatte durch seinen Vater uneingeschränkten Zugang zum Hof des Königs und erhielt aufgrund seiner guten schulischen Leistungen ein Stipendium des Königs, welches ihn dann zum Studium nach Edinburgh brachte, wo er dann auch seine spätere Frau Dr. Robertson kennenlernte.

Von den vier gemeinsamen Kindern sind immerhin drei bekannte Persönlichkeiten: sein Bruder Sunya ist der Gründer des Pattaya International Hospital und seine Schwester Sumalee war eine bekannte Journalistin in Bangkok.

Nach der Beendigung des Studiums der Eltern zogen diese nach Thailand, wo Mechai auch geboren wurde. Dank seiner Eltern wuchs er zweisprachig auf und konnte somit Thai und Englisch fliessend sprechen. Er besuchte zuerst die Wattana Wittaya Academy (67 Soi 19, Thanon Sukhumvit, Khlong Toei Nuea, Wattana, Bangkok), an sich ursprünglich im Jahr 1878 unter dem Namen Kullasatri Wanglang als reine Mädchenschule gegründet, die jedoch zu Zeiten von Mechai auch schon Jungen aufnahm. Mit Erreichen des Grades Eins der Ausbildung wechselte Mechai auf das Bangkok Christian College (35 Thanon Pramuan, Silom, Bangruk, Bangkok), die im Jahr 1852 gegründete Schule war die älteste Schule Thailands. Auf ihr verbrachte er zwei Jahre, um dann auf die Schule seines Vaters, das Vajiravudh College (197 Thanon Rajvithi, Dusit, Bangkok), ursprünglich als Royal Pages College (in Thai: Mahad Lek Luang) gegründet, zu wechseln.

In seinem 12. Lebensjahr besuchte Mechai eine Sprachschule, um sein Englisch noch weiter zu verbessern, da nunmehr eine Schulausbildung im Ausland anstand. Im Alter von 13 Jahren verliess Mechai Bangkok, um seine Ausbildung auf der Geelong Grammar School in der australischen Provinz Victoria fortzusetzen. Hier verblieb er sechs Jahre. Er sollte eigentlich, nach dem Vorbild seiner Eltern bzw. seines Großvaters, auch Doktor der Medizin werden, kam jedoch von diesem Gedanken ab, als er einmal seinem Vater bei einem Besuch in seiner Heimat bei einer Operation zusehen durfte, und merkte, dass die Medizin überhaupt nicht sein Interesse war. Seine Vorliebe galt der Geschichte und den Wirtschaftswissenschaften, und so wechselte er auf die University of Melbourne, wo er Logik, Ethik, Jura, Internationales Recht, Wirtschaftsgeographie, Wirtschaftswissenschaft und Geschichte studierte. Nach erfolgreichem Abschluss an der Universität und nachdem er insgesamt 11 Jahre in Australien verbracht hatte, kehrte Mechai 1965 nach Thailand zurück.

Zurück in Thailand

In Thailand zurückgekehrt, boten sich ihm, dank seiner fundierten Ausbildung, sehr gute Berufschancen. Er hätte im Staatsdienst arbeiten können, aber auch ein Job in der Privatwirtschaft war lukrativ. Dennoch entschied er sich, nachdem er den Generaldirektor des NESDB (National Economic and Social Development Board) kennengelernt hatte, für eine Tätigkeit in dieser Organisation, weil sie seinen vorhandenen Interessen weitgehend entsprach. Er bereiste das Land und lernte die Probleme des Landes in den Sechziger Jahren, schlechte Strassen, mangelhafte Stromversorgung, kaputte oder nicht vorhandene Flussdämme und andere Misshelligkeiten, hautnah kennen. Mechai wurde sehr schnell zum Leiter der Development Evaluation Division ernannt. Seine ungeschminkten Beobachtungen, wie schlecht damals die Regierung die armen Bauern behandelte und ihre Probleme ignorierte, publizierte er regelmässig in seinen Reports an die Regierung, sie fanden jedoch absolut keinen Widerhall bei den Verantwortlichen.

Probleme des Landes

So erkannte Mechai schon sehr früh die zunehmenden Probleme mit der durch die vorhandenen U.S.-Basen entstandene Prostitution thailändischer Mädchen und Frauen, die Probleme durch uneheliche Kinder aus diesen Beziehungen und die zunehmende Verelendung weiter Teile der Bauernschaft. In 1968 überzeugte Mechai den Generalsekretär der NESDB, einen "Report an die Nation" und "Wie die Entwicklung läuft" als Beilage in "The World", der führenden Zeitschrift Thailands in Englisch, zu veröffentlichen. Der Redakteur der Zeitung lud Mechai ein, eine wöchentliche Kolumne über die Probleme des Landes zu schreiben, und mit Billigung des Generalsekretärs der NESDB erschien diese Kolumne unter dem Pseudonym GNP. Seine Kolumnen wurden sehr schnell bekannt, und schon bald erhielt er eine eigene nächtliche Radiosendung in einem englischsprachigen Programm, wo er unter dem Namen Nicola (angelehnt an den italienischen Tennisspieler Nicola Pietrangeli) auftrat, um seine wahre Identität zu verschleiern, da er schwerwiegende Probleme des Landes ansprach und daher sehr schnell in Konflikt mit den Regierenden geriet.

Der nächste Schritt in seiner beruflichen Karriere war der Auftritt als Kobori in der über 6 Monate zweimal wöchentlich ausgestrahlten Fernsehserie "Khu Kam" oder "Das dem Schicksal verfallene Paar", in der es um die Beziehung eines japanischen Mannes, Kobori, zu einer thailändischen Frau ging. Diese Serie lief über ein halbes Jahr, und der Lohn von 50.000 THB pro Folge wurde von Mechai für die Erstellung eines Wörterbuches für Englisch an der Thammasat Universität gespendet, wo er Englisch lehrte.

Bei der Beerdigung seines Schwagers traf er eine alte Freundin aus Kindheitstagen, Mom Rajawongse Putrie Kritakara, wieder, die eine Cousine von König Bhumibol war. Deren Vater war Diplomat, und sie hatte ebenfalls lange im Ausland gelebt und in den U.S.A. die Schule und das College besucht und lehrte zu dieser Zeit an der Universität von Khon Kaen. Am 22.01.1971 heirateten sie, und im April 1976 wurde die gemeinsame Tochter Sujima geboren. Als für August 1971 Nachwahlen in Bangkok anstanden, bewarb er sich als unabhängiger Kandidat, unterlag jedoch und wurde nur Zweiter.

Nach der Beendigung der Tätigkeit bei der NESDB wurde Mechai Seniorwirtschaftsberater bei der ECOCEN (Economic Cooperation Center for the Asia and Pacific Region) und bei der Thai Military Bank. Die Tätigkeit bei der Bank endete jedoch abrupt, als er der Bank riet in Häuserbau für Arme zu investieren, diese dies jedoch mangels ausreichender Renditeaussichten ablehnte. Frustriert über diese gegen die Armen Thailands gerichtete Entscheidung gab Mechai seine Beratertätigkeit bei der Bank auf. Kurz danach deckte Mechai mit Hilfe seines alten Freundes Kukrit Pramoj, zu jener Zeit der Eigentümer der angriffslustigen Zeitung "Sayam Rat", bekannter Schreiber und einflussreicher Intellektueller einen Skandal über den neu zu bauenden Flughafen mit dem Namen Nong Ngu Hao (der spätere Flughafen Suvarnabhumi!) auf, als er nachwies, dass die Firma Northrop Cooperation den Generalauftrag zum Neubau ohne öffentliche Ausschreibung bekommen hatte. Dies verursachte einen Riesenskandal im Parlament, Northrop verlor den Auftrag.

Empfängnisverhütung

Eines der Probleme, das Mechai während seiner Tätigkeit beim NESDB stark beschäftigt hatte, war der Bevölkerungsanstieg von 3.4% pro Jahr, der von der Regierung komplett negiert wurde. Es war damals üblich, dass Familien sechs bis sieben Kinder hatten! Weniger als ein Viertel der ländlichen Bevölkerung betrieb Empfängnisverhütung. 1970 hatte Mechai, nach konsequenter Missachtung dieses drängenden Problems seitens der Regierung, mit Hilfe seines Freundes Alan Rosenfield vom Population Council of New York eine viertätige Konferenz in Chiang Mai einberufen, in der namhafte Wissenschaftler unter starker Beteiligung der Presse und der Medien über die Bevölkerungsentwicklung und Familienplanung in Thailand diskutierten. Die Presse brachte dann die Angelegenheit unter das Volk, und nur 6 Monate später wurde eine Gesetzesvorlage eingebracht.

Im Jahr 1972 wurde Mechai Berater der PPAT (Planned Parenthood Association of Thailand), die ersten kleinen Erfolge bei der Begrenzung des Bevölkerungswachstums stellten sich ein. Der Anfang war gemacht, aber es lag noch ein langer Weg vor Mechai, denn auf der einen Seite hatten viele ländliche Familien keine Zugang zur medizinischen Versorgung überhaupt und auf der anderen Seite war ein Großteil der Landfrauen, bedingt durch ihren kulturellen Hintergrund, zu schüchtern und unerfahren in der Benutzung von Verhütungsmitteln. In größerem Maßstab wurden die angedachten Verhütungsmassnahmen zuerst bei Frauen aus Bangkoker Slums mit finanzieller Hilfe der IPPF (International Planned Parenthood Federation) durchgeführt. Nach Differenzen mit der PPAT gründete Mechai mit finanzieller Hilfe der IPPF die CBFPS (Community-Based Family-Planning Services). Im ersten Jahr wurde das von ihm entwickelte Programm in 24 ländlichen Distrikten mit jeweils 70 Dörfern durchgeführt.

Der Mister Kondom

Mit Hilfe des Distriktoffiziers wurden alle Dörfer besucht. Es wurde zuerst das Oberhaupt des Dorfes um Hilfe gebeten und mit dessen Hilfe wurden Kandidaten aus den Dörfern ausgesucht, welche die Dorfbewohner in der Familienplanung unterwiesen. Es wurden Verhütungspillen, Kondome und Sterilisationsgeräte mitgebracht und verteilt. Die Verteilung der Kondome geschah nicht kostenfrei, um den Bewohnern der ländlichen Gegenden nicht das Gefühl zu geben, Almosenempfänger zu sein. Die Familienplanung wurde von vertrauenswürdigen Einheimischen überwacht, nicht von anonymen Bürokraten aus Bangkok.

Das CBFBS wuchs rapide an, von den ersten 70 Dörfern südwestlich von Bangkok auf 8.000 Dörfer in 60 Distrikten. Die Kosten waren moderat, sie lagen bei 3.50 US-D pro Teilnehmer. Das Programm dehnte sich pilzartig aus, und Mechai tat alles, um die Geburtenkontrolle zu entmystifizieren. Vor den Initiativen Mechais war das Kondom etwas worüber man nicht sprach, nun war das Kondom in Werbespots im TV und in den Zeitungen zu sehen. Mechai liess Telefonkarten mit Kondomsymbolen drucken, mit Hilfe von hübschen Mädchen wurden Kondome an die Bangkoker Polizei unter dem Motto Cops and Rubber verteilt. Kondome wurden mehr und mehr zum Allgemeingut der Bevölkerung. Mechai tourte durch das Land, machte öffentliche Auftritte, eröffnete Sex Supermärkte an Bus-Terminals und stellte T-Shirts mit dem Spruch "Sterilisations Universität" her und Bikinis mit dem Spruch "Ein Kondom am Tag erspart den Doktor".

Am Geburtstag des Königs in 1983 wurden bei 1.190 Männern kostenlose Sterilisationen durchgeführt. Die Kinder sangen Lieder mit dem Titel "Zu viele Kinder machen Dich arm". Und nicht zuletzt wurde das Kondom jetzt unter dem Namen "Mechai" bekannt und ist es heute noch. Eine größere Ehre konnte man dem Kämpfer für die Familienplanung kaum erweisen, als einen täglichen Gebrauchsgegenstand in der thailändischen Sprache nach ihm zu benennen. Es spiegelt das ungeheure Ansehen wider, das Mechai bis heute in Thailand geniesst.

Mit Hilfe buddhistischer Mönche wurde das Programm ein noch größerer Erfolg, denn Buddha hatte selbst gesagt, daß viele Geburten Leiden verursachen. Die Mönche, aber auch die Lehrer, nach den Mönchen die meist verehrten Personen in einem Dorf, unterstützten das Programm vorbehaltlos. Weitere Anreize gab es in finanzieller Hinsicht. So erhielten Frauen, die lange Zeit nicht schwanger waren, kleine Schweine zur Zucht, um sie mit Gewinn zu verkaufen. Kredite in den Dörfern wurden von der Art der Geburtskontrolle abhängig gemacht: 80 Bonuspunkte für männliche Sterilisation, 40 für weibliche Sterilisation, 10 für die Pille, 5 für die Benutzung von Kondomen.

In den ersten 4 Jahren des Programms wurden 320.000 Männer durch CBFBS in der Geburtskontrolle unterwiesen. Die Programme von Mechai wurden, auch dank seiner guten Beziehungen zu allen Regierungen und weil er sein Programm als Hilfe für die Regierungen anbot, vom Gesundheitsministerium übernommen und dort weitergeführt und ausgebaut. Die Erfolge des Programmes waren überwältigend. So schaffte es Thailand, dass in den frühen Neunziger Jahren die Geburtenrate von 3.4% pro Jahr im Jahr 1968 auf 1.3% gesunken war. Über 70% der thailändischen Familien praktizierten Geburtenkontrolle, 95 von 100 Paaren sagten, dass sie maximal 2 Kinder haben wollten. Nach Aussagen der Weltbank war das von Mechai durchgeführte Programm das erfolgreichste und effektivste Familienplanungsprogramm in der Welt.

Geburtenkontrolle war aber nur ein Element seiner Tätigkeit, denn Mechai hatte bei seinen Besuchen in den Dörfern erkannt, dass die Dorfbewohner auch teilweise ganz massive gesundheitliche Probleme hatten. So verteilten Voluntäre des CBFBS auch Pillen gegen Hakenwürmer und andere Parasiten. Es wurde Hilfe bei der Schweineaufzucht gewährt, und das CBFBS versuchte Produkte der Dörfler auf entfernteren Märkten zu verkaufen und im Gegenzug von den Dörflern benötigte Produkte dort einzukaufen. Es kamen neue Handelsbeziehungen in Gang. Im Jahr 1976 gründete Mechai die PDA (Population and Community Development Association), um das CBFBS zu unterstützen.

Auch die Armee begann nunmehr Mechai zu unterstützen, da man erkannt hatte, dass Mechais Aktivitäten auch gut waren, um kommunistischen Rebellen den Boden zu entziehen. Im Jahr 1978, nach der Invasion Kambodschas durch die Vietnamesen, flohen viele Khmer nach Thailand und wurden dort entlang der Grenze in Flüchtlingslagern untergebracht. Auf Bitten des UNHCR (United Nations High Commisioner for Refugees) übernahm die PDA als größte zivile thailändische Organisation die Betreuung der Flüchtlinge. Zu dieser Zeit wurde Mechai eingeladen, als Professor am Center for Population and Family Health an der New Yorker Columbia University zu lehren. 1982 war PDA mit 600 Mitarbeitern und 17 Feldbüros die größte NGO (Non Government Organisation) in Thailand.

Thema Wasserleitungen

1982 wurde Mechai zum Gouverneur von Thailands Provincial Waterworks Authority gewählt. Er war jetzt Direktor einer Regierungsbehörde. Die Behörde war verantwortlich für alle Wasserleitungssysteme außerhalb Bangkoks und unterstützte und überwachte alle 225 regionalen und kommunalen Wasserbehörden. Mit Hilfe der Weltbank gelang es Mechai, das Wasserleitungssystem in Thailand auszubauen und zu verbessern. Auch gelang es ihm, die Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften zu verbessern, da er die Sorgen und Nöte der Mitarbeiter ernst nahm und sich um sie kümmerte. Innerhalb von 3 Jahren konnte er das Defizit von 6.9 Mio. US-D auf weniger als 1 Million reduzieren, die Wasserbaubehörde war nun ein Vorzeigemodell des Staates.

Obwohl Mechai nun in Staatsdiensten war, und die PDA inzwischen von Tawatchai Tritongyoo geführt wurde, widmete er dennoch einige Stunden seiner Zeit der Arbeit bei der PDA. Die Aufgaben der PDA waren angewachsen, und sie kümmerte sich jetzt auch um Tierwirtschaft, gewerbliche Anbaumethoden, Marketing, Abwassersysteme in den Siedlungen, Heimwirtschaft und Gesundheitswesen. Sie subventionierte die Konstruktion von Tausenden von mit Bambus verstärkten Regenwasserbehältern, förderte die Schaffung von gemeindeeigenen und von diesen unterhaltenen Wäldern in 20 Dörfern, pflanzte Bäume an ländlichen Schulen, Tempeln und Flüchtlingslagern.

Gefördert wurden auch Experimente zur Bienenhaltung und Honigproduktion, 2 Drogenrehabilitationskliniken wurden betrieben, ein Tagesaufenthaltsheim für die Kinder von herumziehenden Bauarbeitern wurde gegründet, ein Beratungszentrum für Vergewaltigungsopfer entstand, Kredite wurden vergeben, insbesondere für Dorffrauen und im Small Farmer Fair Price Programm wurden Getreide und Gemüse von den Dorfbewohnern abgekauft und an Flüchtlinge abgegeben. Die von der PDA benötigten Gelder kamen von Stiftungen, Regierungen und Internationalen Entwicklungsgesellschaften, die von Mechai gebeten wurden, Geld zur Verfügung zu stellen.

1983 erhielt Mechai für seine Aktivitäten Geld von der Japanese Organization of International Cooperation in Family Planning, the United Nations High Commisioner for Refugees, German Agro-Action, Konrad Adenauer Stiftung, Bundesrepublik Deutschland, German Agency for Technical Cooperation (GTZ), Canadian University Services Overseas (CUSO), Internat. Development Research Centre of Canada (IDRC), Canadian International Development Agency (CIDA), International Planned Parenthood Association und der United States Agency for International Development (USAID). 1985-1986 bekleidete Mechai den Posten eines stellv. Industrieministers, und in dieser Zeit erkannte er, dass gerade die Wirtschaft das Geld hätte, um sich stärker auf dem Land zu engagieren. Eines der wichtigsten Projekte der PDA wurde gegründet: die Thai Business Initiative for Rural Development oder auch treffend T-Bird genannt.

Kampf gegen AIDS

Mechai begleitete in diesen Jahren Kronprinz Vajiralongkorn, und seine eigene Ehefrau Putrie war inzwischen Chefin der Personalabteilung von König Bhumibols Privatsekretärsbüro. Von 1986-1988 war er Sprecher der Regierung unter Ministerpräsident Prem Tinsulanonda und daran anschliessend Senator im thailädischen Senat bis zum Militärputsch im Februar 1991. Im Jahr 1984 trat der erste sicher dokumentierte AIDS-Fall in Thailand auf und bis Mitte 1987 waren lediglich 11 Fälle beweissicher erfasst. Mechai kannte die sexuellen Verhaltensweisen seiner Landsleute durch seine Tätigkeit sehr genau und ihm waren auch die enormen Probleme im Bereich der Prostitution bekannt. Im Frühjahr 1987, sehr genau um die sexuellen Praktiken der Thai wissend, die einen hohen Risikofaktor für das Auftreten von AIDS bargen, begann die PDA mit der Aufklärung über AIDS, und im August des Jahres wurde die erste nationale Kampagne gegen AIDS gestartet. Aber in Thailands Regierung wollte niemand die Kampagnen der PDA gegen AIDS unterstützen, da man fürchtete, dass ein Großteil der Touristen dem Land fern bleiben würde, wenn man über so viel AIDS reden würde.

Im Jahr 1988 lehrte Mechai an der Harvard University School of Business und stellte einen Kontakt zu Sheldon Siegel von der Rockefeller Foundation her und wies auf die zunehmende AIDS-Problematik in Thailand hin. Daraufhin stellte die Rockefeller Foundation der PDA 100.000 US-D zum Ausbau der Schulungen zur Verfügung. Bei einer internationalen AIDS-Konferenz im Juni 1989 in Montreal stellte Mechai ganz klar die zunehmende AIDS-Gefahr in Thailand dar, die von der Regierung weiter konsequent geleugnet wurde. AIDS hatte mit infizierten Homosexuellen begonnen, es sprang zu Drogenkonsumenten über, die Drogen intravenös spritzten, von denen bereits im September 1988 43% HIV-positiv waren, davon waren 95% männlich und heterosexuell. Dann sprang die Krankheit auf Frauen über und über infizierte Prostituierte auf nicht Drogen nehmende Männer. Es gab schon HIV-infizierte Babies von drogenfreien Müttern.

Mechai trat erneut an die Regierung heran und wies auf die sich ständig verschärfende Problematik bezüglich AIDS hin. Diese leugnete jedoch alles, und für die von der Regierung kontrollierten TV-Sender galt die Anweisung: keine Neuigkeiten und keine Information über AIDS. Nun trat Mechai an die Armee heran. Die Streitkräfte betrieben 126 eigene Radiostationen und 2 der 5 Fernsehnetze des Landes. In General Chavalit Yongchaiyudh fand Mechai im August 1988 einen Verbündeten. Der Armeeoberbefehlshaber unterstützte sofort Mechai und wies im September an, dass sich sämtliche Armeeangehörige und Zivilbedienstete auf AIDS testen lassen mussten: man fand 260 HIV-positive Soldaten. Langsam fanden sich auch andere Verbündete im Kampf gegen AIDS: zuerst das Ministerium für öffentliche Gesundheit unter Chuan Leekpai, das eine landesweite Kampagne, die von der World Health Organization unterstützt wurde, mit der Verteilung von 43 Millionen Kondomen unterstützte. Der nächste Alliierte war die Stadtverwaltung von Bangkok unter Gouverneur Chamlong Srimuang, die das Thema AIDS in die Lehrpläne der Schulen brachte. Die erhoffte königliche Unterstützung kam durch Prinzessin Chulabhorn, die jüngste Tochter des Königs. Endlich gab es, wahrscheinlich durch das königliche Vorbild, nun auch Unterstützung von der Regierung unter Ministerpräsident Chatichai Choonhavan, der zwar auf der einen Seite ein Nationales AIDS Komitee gründete, aber auf der anderen Seite auf einer Reise durch Europa leugnete, dass AIDS ein Problem für Thailand sei! Mechai hielt jedoch das Thema am Kochen, er organisierte Seminare für Regierungsbeamte, für NGOs und Wirtschaftsleiter. Auch die Presse und die Medien wurden von ihm ständig beim Kampf gegen AIDS eingesetzt. Ende September 1989 sagte ein Offizieller der World Health Organization, dass dieses Land die schnellste Antwort auf das Problem hat, die wir jemals gesehen haben.

Aber die Fakten entwickelten sich weiter schlimm, denn zu diesem Zeitpunkt waren bereits 32 Thais an AIDS gestorben und weitere 25 AIDS-Fälle waren bekannt. 10.000 waren HIV-positiv, und die Zahl wuchs um 700 pro Monat. Die Hälfte der Drogennutzer, die intravenös spritzten, war infiziert und nach Angaben von Chuan Leekpai waren 6% der Prostituierten HIV-positiv. Allerdings ergab eine von der Universität Chiang Mai an 1.000 Prostituierten durchgeführte Untersuchung, dass 44% von ihnen das HIV-Virus in sich trugen. Bis zu diesem Tag waren aber nur 1,5% der Bevölkerung überhaupt auf AIDS getestet worden, 800.000 von damals 55 Millionen.

Der Druck auf die Regierung nahm weiter zu, so erklärte Ende des Jahres 1989 das Council of Social Affairs einen "Krieg gegen AIDS" und forderte das Gesundheitsministerium auf, eine Anti-AIDS Präventions-Strategie im 6. und 7. Nationalen Entwicklungsplan aufzunehmen. Im Parlament wurde endlich ein Anti-AIDS-Gesetz eingebracht.

25.000 Thai HIV-positiv

Ende des Jahres 1990 hielt das Chulabhorn Research Institute einen Internationalen Kongress über AIDS in Bangkok ab, bei dem Mechai mitteilte, dass inzwischen 25.000 Thai HIV-positiv seien und bei der gegenwärtigen Übertragungsrate die Zahl der mit AIDS infizierten Thai im Jahr 2000 bei 2 Millionen liegen würde. Dies wäre ein Verlust von Menschenleben in nicht vertretbarer Höhe und ein wirtschaftlicher Verlust an Produktivkosten von 5 Milliarden US-D. Nach dem Militärputsch von General Suchinda Kraprayoon am 22.02.1991 wurde Mechai Minister im Büro des neuen zivilen Ministerpräsidenten Anand Panyarachun und zuständig für die Informationsbüros der Regierung und für Tourismus. Er war ausserdem der Chef des neu gegründeten Aids Policy and Planning Coordination Bureau, das dem Premierminister direkt unterstellt war. Jede Dienststelle der Regierung wurde jetzt angewiesen, ihre Bediensteten konsequent über AIDS zu informieren. Jede der 488 Radiostationen und der fünf Televisionsstationen wurde aufgefordert, zu jeder vollen Stunde einen 30 Sekunden Info-Spot über AIDS zu senden. Der Kampf gegen AIDS wurde verstärkt. Es wurden jetzt die Schulen, religiöse Institutionen, Medien, NGOs und die Wirtschaft eingeschaltet. Sie sponserten und unterstützten diverse Massnahmen gegen AIDS. Die Bordellbesitzer wurden in die Pflicht genommen und da es hier um sehr viel Geld ging, mussten sie ihre "Mädchen" verpflichten zu 100% mit Kondomen zu arbeiten. Hielt sich ein Bordell nicht an diese Auflagen und es trat ein Fall von AIDS auf, so wurde das Bordell beim ersten Fall für einen Tag geschlossen, beim zweiten Fall für eine Woche, beim dritten Fall für einen Monat und beim vierten Fall für ein Jahr.

Die ersten Erfolge

Während der nur relativ kurzen Zeit als Minister (weniger als 1 Jahr und 6 Monate) stieg der Gebrauch von Kondomen in Bordellen von 10% auf 90%, ein bemerkenswerter Erfolg. Auch Krankheiten wie Gonorrhoe und Syphillis sind im gleichen Zeitraum um 77% gesunken. Am wichtigsten jedoch war, dass die Rate der Infektionen mit AIDS bei Drogenbenutzern und weiblichen Prostituierten stabilisiert und in einigen Provinzen sogar gesenkt werden konnte.

Ein wichtiges und sehr populäres Projekt Mechais blieb bisher unerwähnt, die von ihm im Jahr 1984 gegründete Restaurantkette "Cabbage and Condoms" (Kohl und Kondome). Das erste Restaurant dieser Kette war und ist in Bangkok (Soi 12, Thanon Sukhumvit, 10110 Bangkok). Es propagiert mit seiner originellen und einzigartigen Einrichtung den Gebrauch von Kondomen und wurde sofort ein großer Erfolg in Bangkok. Weitere Restaurants dieser populären Restaurantkette befinden sich in Chiang Rai, Nakhon Ratchasima, District Nangrong in der Provinz Buriram und in Wiang Pa Pao in der Provinz Chiang Rai. Kohl gilt als Aphrodisiakum in der thailändischen Folklore, und der Begriff des Kondoms erklärt sich ja von selbst.

Im Laufe seines Lebens erhielt Mechai viele Auszeichnungen, von denen einige hier genannt seien, so 1981 die United Nations Peace Medal, 1994 den Ramon Magsaysay Award for Public Service, und 1995 wurde er von der Zeitschrift Asia Week zu den 20 bedeutensten Asiaten gezählt, ebenfalls 1995 wurde er Ordensträger des Order of Australia wegen seiner Verdienste um die australisch-thailändischen Beziehungen und seiner Beiträge zur Welt-AIDS-Debatte. 1997 folgte der United Nations Population Award und 2006 wurde er von TIME zu einem von "Asiens Helden" gewählt.

Im Jahr 2004 war Mechai erneut zum Senator gewählt worden und ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt immer noch Vorsitzender der PDA, der größten NGO in Thailand mit 600 Angestellten und 12.000 Voluntären. 2007 erhielten Mechai und die PDA den mit 1 Million US-D dotierten Bill and Melinda Gates Award for Global Health, im Jahr 2008 folgten die Skoll Awardees for Social Entrepreneurship und im Jahr 2009 schliesslich der Prince Mahidol Award for Public Health.

Mechai trägt in Thailand den Ehrennamen "Mr. Kondom", und der Name Mechai ist der populäre Umgangsbegriff für ein Kondom. Er ist nicht nur einer der bekanntesten und populärsten Politiker Thailands. Seine Art und Weise, Probleme anzugehen und konsequent zu lösen, aber auch seine persönliche Integrität in einer Politiker- und Parteienlandschaft, in der Korruption und Bestechlichkeit als Kavaliersdelikt gelten, haben diesem unbestechlichen Mann einen hervorragenden Ruf verschafft. Er hat sehr viel mehr für Thailand getan als manch andere, die dies gerne von sich glaubten. Er hat seinen Ruhm redlich und ehrenhaft durch gute und ehrliche Arbeit erworben und deshalb wird er für immer in den Herzen der Menschen bleiben!. Dr. Volker Wangemann


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